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Werbefotograf Berlin: Cover-Shooting mit SIDO - geboren um frei zu sein © offenblen.de

SIDO für Universal Music

"Geboren um frei zu sein" - Setfotografie & Eventdokumentation

Im Auftrag von Universal Music haben wir den Videodreh zum neuen Song „Geboren um frei zu sein“ von SIDO begleiten dürfen.
Das entstandene Bildmaterial fand sich im CD-Cover, Spotify und auch auf der Titelseite vom Berliner Stadtmagazin „Zitty“ wieder.

 

 

Über Sido:

27.11.2013

Sido Biografie

Sido, der Junge hinter der Maske. Das schlechte Vorbild. Der Mann, der alle Schuld auf sich nimmt und für alles Schlechte in dieser Welt gerade steht. Sido der Rüpelrapper, der unsere Jugend verroht und sie zu Drogenkonsum und Pornographie verführt hat. Der, der mit Ausdrücken um sich wirft und trotzdem zur Wahl geht. Sido, der Unberechenbare. Sido, der Asoziale. Sido, der mit den Kinderchören und den poppigen Hooklines. Der, der immer nach einer Botschaft sucht. Sido, der Moralist und Gutmensch, der Mahner und große Bruder. Der mit dem erhobenen Zeigefinger – ist das nicht Sido der Rapper? Sidoder Rapstar? Sido der Star?

Seit 1997 kämpft sich Sido nach oben im Musikgeschäft. Angefangen mit einem schäbigen Mikrophon zwischen leeren Pizzakartons und Ratten in einem Weddinger Hinterhof bis ganz hinauf an die Spitze. Ausgezeichnet mit allen wichtigen Trophäen, versehen mit goldenen Schallplatten und solchen aus Platin. Bedingungslos geliebt von seinen Fans produziert er heute erfolgreich Fernsehsendungen, macht ein durchschlagendes Album nach dem anderen und landete mit Blutsbrüder sogar einen Überraschungserfolg in deutschen Kinos. Eine deutsche Rapkarriere – eine einzigartige Karriere!

Doch Sido ist noch nicht fertig. Auch wenn er immer wieder in seinen Texten thematisiert, dass er sich langsam auf sein Altenteil zurückziehen will, mehr als Koketterie sind diese Aussagen trotzdem nicht. Denn was Sido antreibt ist mehr als nur das Schein und Sein im Musikgeschäft. All die Annehmlichkeiten und Vergünstigungen, all das Lob und Schultergeklopfe, all die Ehrungen und Lobhudeleien, sie kommen und sie gehen und niemand weiß das besser, als der Mann, der mit einer Totenkopfmaske angefangen hat und von allen gehasst wurde. Später haben sie ihn dann hochleben lassen, doch ob gemocht oder nicht, das was in einem steckt, was einen antreibt, was einen morgens aufstehen lässt, um noch einen Song zu machen und noch einen Song, das bleibt immerzu gleich, egal ob in Zeiten des Wohlstands oder in Zeiten der Krisen.

Tief im Innern, im Kern des Paul Würdig, dem alle bescheinigt haben, dass aus ihm sowieso nichts werden würde, in diesem Kern ist etwas verborgen, was immer wieder raus muss und raus will. Nennen wir es Genie. Nennen wir es Kunst. Nennen wir es einfach Talent, das einen Jungen aus dem Osten, der im Flüchtlingsheim und im Märkischen Viertel groß geworden ist, immer wieder angetrieben hat. Das ihn immer noch antreibt auch heut noch, diesen Mann, der jetzt ein Haus im Grünen hat und vor kurzem zum zweiten Mal Vater geworden ist. Talent, das ihn immer wieder antreibt, anfeuert und anstachelt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und das, was er sieht in großartige Songs zu verwandeln. Er müsste nicht. Er könnte chillen. Er könnte sich auf die Wiese vor seinem Häuschen legen, sich die Sonne auf den Bauch oder aus dem Arsch scheinen lassen und ansonsten mit Frau und Kindern dem Spießerleben frönen.

Er müsste keinen Song mit Helge Schneider machen, in dem er den bundesdeutschen Trend zu immer mehr Arbeit und noch mehr Arbeit und noch ein kleines bisschen mehr Arbeit auf die Schippe nimmt und sich als Prototyp der Totalverweigerung präsentiert. Ein Lied, das die FDP auf die Palme bringen dürfte und nichts mit irgendeiner Moral zu tun hat. Ein Statement gegen den Neoliberalismus! So lange ihr uns nicht fair bezahlt, bleiben wir zu Hause. Basta.

Er müsste nicht. Er müsste keinen Song über einen Sinti aus Marzahn machen, der sich auf U-Bahnhöfen mit seiner Gitarre durchs Leben schlägt oder an Straßenkreuzungen mit einem Fensterputzset. Er müsste nicht. Nicht in Zeiten, in denen sich ein Bundesinnenminister öffentlich gegen die Armutseinwanderung ausspricht und es wieder populär geworden zu sein scheint, über die bettelnden Zigeuner zu schimpfen. Hinter vorgehaltener Hand natürlich – noch. Sido müsste das nicht tun, er könnte das alles vergessen und ignorieren, allzumal er durch seine persönliche Sinti-Abstammung ja selbst ins Kreuzfeuer der Polemiken geraten könnte. Doch Sido will. Er möchte sich dazu äußern, weil er das Gefühl hat, dass er etwas dazu zu sagen hat und dass es wichtig ist, was er zu sagen hat. Vor allem aber ist ihm wichtig, wem er es sagen kann, denn statt irgendwelchen politischen Sonntagsrednern hören die Jugendlichen immer noch lieber auf den ehemaligen Maskenmann – das ist heute mit dem„Sinti aus Marzahn“ nicht anders als zu Zeiten des „Arschficksongs“.

Und da ist sie wieder. Die Vergangenheit, die einen doch immer wieder einholt, selbst wenn man doch mittlerweile ganz anders geworden ist. Zumindest möchte man das gern selbst glauben und man möchte auch der Welt gerne zeigen, dass man ein ganz anderer geworden ist, dass man seriös geworden ist, mit guten Manieren und so. Ein erwachsener Mann mit Selbstbeherrschung und Disziplin, schließlich hat man ja auch Kinder, man hat Verantwortung und der möchte man doch Gerecht werden. Irgendwie, aber dann … dann gibt es zwischendurch doch immer wieder Momente, in denen man ausrasten könnte und solche, in denen man das dann auch tut. Einfach mal wieder durchdrehen, auf die Kacke hauen, die Sau raus lassen, rumbrüllen und pöbeln, so wie früher, als man noch jung, dreckig und wild war.

Aber dann … gerade wenn es am schönsten ist, gerade, wenn man so richtig in Fahrt gekommen ist, gerade dann hört man plötzlich hinter sich eine kleine feine Stimme. Ein sanftes „Papa, was machst du da?“ holt einen schlagartig in die Realität zurück und dann dreht man sich um und erkennt sich, erkennt sich durch die Augen der eigenen Kinder und dann wird das alles so peinlich, ganz schrecklich peinlich. Und auch davon erzählt Sido, von dieser schrecklichen, bodenlosen Peinlichkeit. Ohne Scheu lässt unsSido an seinem Leben teilhaben, wie kaum ein zweiter. Warum? Weil er es kann. Weil er die Größe hat. Weil es ihm nichts ausmacht. Weil die Idee gut ist. Weil er es einfach erzählen muss obwohl er es ja eigentlich gar nicht mehr müsste.

Sido müsste dieser Lieder nicht schreiben, doch er schreibt sie. Er macht es einfach, denn er ist Sido. Er kann nicht anders.

SIDO  - geboren um frei zu sein (Credits)